TWI KP: Kantus 74 / Seite 93
Strophen: Rudolf Baumbach, 1876
Weise: Franz Abt, 1878
- Keinen Tropfen im Becher mehr
und der Beutel schlaff und leer, lechzend Herz und Zunge! – Angetan hat’s mir dein Wein, deiner Äuglein heller Schein, |: Lindenwirtin, du junge! :|
- „Angekreidet wird hier nicht –
weil’s an Kreide uns gebricht“, lacht die Wirtin heiter. „Hast du keinen Heller mehr, gib zum Pfand dein Ränzel her, |: aber trinke weiter.“ :|
- Tauscht der Bursch’ sein Ränzel ein
gegen einen Krug voll Wein, tät zum Geh’n sich wenden. Spricht die Wirtin: „Junges Blut, hast ja Mantel, Stab und Hut; |: trink und lass dich pfänden.“ :|
- Da vertrank der Wanderknab
Mantel, Hut und Wanderstab, sprach betrübt: „Ich scheide. Fahre wohl, du kühler Trank, Lindenwirtin jung und schlank, |: schönste Augenweide.“ :|
- Spricht zu ihm das schöne Weib:
„Hast ja noch ein Herz im Leib, lass es mir zum Pfande!“ Was geschah, ich tu’s euch kund: Auf der Wirtin rotem Mund, |: heiss ein and’rer brannte. :|
- Der dies neue Lied erdacht,
sang’s in einer Sommernacht lustig in die Winde. Vor ihm stand ein volles Glas, neben ihm Frau Wirtin sass |: unter der blühenden Linde. :|
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